Schützen Antikörper vor einer erneuten Corona-Infektion? Offenbar nicht zwingend, wie österreichische Wissenschaftler nun herausgefunden haben.
- Bewahren gebildete Antikörper genesene Corona-Patienten vor einer zweiten Infektion?
- Was lange angenommen wurde, könnte nun hinterfragt werden.
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Wien - Im Moment wird kaum so intensiv an einem Thema geforscht wie am Coronavirus. Sars-CoV-2 ist in der Wissenschaft omnipräsent. Folglich überrascht es nicht, dass sich der Erkenntnisstand der Forschung kontinuierlich ändert. Bisherige Annahmen werden angepasst oder gar verworfen, neue Betrachtungswinkel kommen hinzu. Ein ganz normaler Prozess im wissenschaftlichen Arbeiten*. Nun gibt es neue Ideen hinsichtlich Corona-Antikörper. Schützen sie überhaupt vor einer zweiten Infektion?
Bisher herrschte überwiegend die Annahme, dass sich nach einer überstandenen Corona-Infektion schützende Antikörper bilden. Das scheint in den meisten Fällen auch zu gelingen, doch gilt nicht all umfänglich, wie österreichische Forscher nun herausfanden.
Wie schützen Antikörper vor einer zweiten Corona-Infektion? Der aktuelle Forschungsstand
Das Coronavirus Sars-CoV-2 verschafft sich über Eiweiße - bestimmte Proteine - Zugang in die menschliche Zelle. Bei einer Infektion bildet der Körper dann spezielle Abwehrstoffe - Eiweißmoleküle - gegen das Virus. Menschen überstehen eine Virusinfektion, weil ihr Immunsystem neutralisierende Antikörper gegen die Erreger bildet. Das Bilden dieser schützenden Antikörper ist also elementar, um den erneuten Ausbruch einer Krankheit wie Covid-19 verhindern.
Wissenschaftler vom Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung der medizinischen Universität Wien untersuchten in ihrer Studie mehrere Probanden, die eine Corona-Infektion überstanden hatten. Dabei kamen sie zu dem überraschenden Ergebnis, dass nur etwa 60 Prozent der Teilnehmenden schützende Antikörper aufbauen. Demnach entwickeln manche Corona-Patienten nach überstandener Erkrankung also solche Antikörper, die es dem Virus bei erneutem Angriff sogar leichter machen, in ihren Körper zu gelangen.
In ihrer Studie untersuchten die Wissenschaftler Daten von insgesamt 25 Probanden. Bei 15 Personen bildeten sich schützende Antikörper. Dabei hemmten sie das Virus jedoch lediglich bei sechs Personen um mehr als 50 Prozent.
Kein beziehungsweise ein negativer Effekt zeigte sich derweil bei zehn Personen. Entweder, weil das Virus schlicht überhaupt nicht gehemmt werden konnte oder, weil es sogar besser als vor der Infektion an die entsprechenden Zellen andocken konnte. Die Zweitinfektion* werde durch eine erhöhte Bindungsrate also erleichtert. Ein überraschendes Ergebnis, das sich nicht zwingend mit dem aktuellen Forschungsstand deckt.
Chef der Wirtschaftsweisen wegen steigender Corona-Zahlen besorgt: „Müssen erneuten Lockdown verhindern“ @Lars_Feld #SVR #Konjunktur https://t.co/cgtTPbbTup
— Thomas Schmidtutz (@schmidtutz) July 30, 2020
Coronavirus: Forschungsleiter der Uni Wien - „das macht es dem Virus potenziell noch leichter“
Forschungsleiter Rudolf Valenta wird auf der Website der medizinischen Uni Wien dahingehend wie folgt zitiert: „Das macht es dem Virus potenziell noch leichter, sich festzusetzen und auszubreiten.“ Weitere Forschungen sollen nun herausfinden, was dieser neue Mechanismus für die Immunität und die Impfstoffentwicklung bedeutet.
Bundesjustizministerin Christine Lambrecht hat derweil einen Vorschlag eingebracht, der Unternehmen in der Corona-Krise entlasten soll.
Wie tragfähig die Ergebnisse der österreichischen Wissenschaftler sind, wird sich zeigen. Um das abschließend beurteilen zu können, müsste die Studie repliziert werden. Unter einer Replikation versteht man in der Wissenschaft das wiederholte Auffinden von Befunden aus vorheriger Forschung durch das Wiederholen der gleichen beziehungsweise einer sehr ähnlichen Studie. Darüber hinaus muss wohl noch bewertet werden, inwiefern die Ergebnisse repräsentativ sind. Somit müsste die Arbeit womöglich mit einer größeren Stichprobe als n = 25 durchgeführt werden.
Das britische Corona-Management scheint alles andere als rundzulaufen. Etwa 740.000 Corona-Tests mussten zurückgerufen werden. In der belgischen Stadt Antwerpen gibt es jetzt ein „Corona-Dorf“. Dort können täglich bis zu 600 Personen auf das Virus getestet werden. (as) *merkur.de ist Teil des bundesweiten Ippen-Digital-Redaktionsnetzwerks.
Rubriklistenbild: © Marijan Murat/dpa
August 09, 2020 at 04:18PM
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